Projekt will Wald «klimafit» machen

Im Staatswald Hinterwiden in Unterägeri wachsen Bäume für eine Versuchsfläche für ein Nationales Projekt der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). Auf einer halben Hektare stehen insgesamt 8 Baumarten mit 32 verschiedenen Herkunftsorten – total 864 Jungbäume. Sie sollen Forschungsdaten liefern, die zeigen, welche Baumarten auch in Zukunft bei verändertem Klima bei uns wachsen können.

Durch den Klimawandel verändern sich auch die Umweltbedingungen im Wald. Obwohl die Natur clever und widerstandsfähig ist und sich veränderten Umweltbedingungen anpasst, kann und will auch die Forschung ihren Beitrag leisten, um den Wald «klimafit» zu machen. Das Ziel besteht darin, den Wald künftig so zu konzipieren, dass er seine Leistung trotz veränderten Bedingungen konstant und möglichst uneingeschränkt erbringen und seine verschiedenen Funktionen erfüllen kann; sei es als Lebensraum für Pflanzen und Tiere, als Schutz- oder Erholungswald oder als Holzproduzent.

Gefährdung des Waldes abwenden
Wenn es an einem Ort trockener wird, verschwinden gewisse Baumarten, welche mehr Wasser benötigen, während trockenheitsresistentere Arten deren Platz einnehmen. Die einzelnen Baumarten wandern also sozusagen ihren Umweltbedingungen hinterher. «Da Bäume aber nur langsam wachsen und sich insbesondere Arten mit schweren Samen nur langsam verbreiten können, stellen wir uns die Frage, wie wir den Wald bei dieser klimabedingten Reise unterstützen können», sagt Sabrina Maurer, Leiterin der Abteilung Walderhalt und Waldplanung im Amt für Wald und Wild (AFW). Sie begleitet das nationale Forschungsprojekt «Testpflanzungen zukunftsfähiger Baumarten» der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) seitens des Kantons Zug. Es gelte, zu vermeiden, dass der Wald als Ganzes aufgrund seiner eher trägen Anpassungsfähigkeit gefährdet sei, betont die Expertin. Fakt ist: in 100 Jahren braucht es an vielen Standorten Bäume mit anderen Samenherkünften oder sogar andere Baumarten.

Für das Forschungsprojekt werden 59 Testpflanzungen in der ganzen Schweiz angelegt, in denen das Wachstum von 18 zukunftsfähigen Baumarten mit jeweils 6 – 7 verschiedenen Samenherkünften erforscht wird. Die wissenschaftliche Fragestellung lautet: Welche Umweltfaktoren bestimmen das Überleben, die Vitalität und das Wachstum der untersuchten Baumarten und Provenienzen?

Einzigartige Infrastruktur für Forschung und Praxis
Die Forschungsflächen entsprechen klaren Kriterien. Deshalb mussten im Staatswald und in dessen Umfeld vor Projektstart alle Bäume gefällt und die überwuchernden Brombeeren entfernt werden. Hierbei konnten wir auf die Unterstützung der Schülerinnen und Schülern der International School of Zug and Luzern (ISZL) zählen. Der Einbezug der jungen Generation macht Sinn. So kann das Interesse für den Wald geweckt und für das Thema sensibilisiert werden. Der Kanton Zug kann stolz sein, Teil dieses vorausschauenden Forschungsprojekts zu sein, um angemessen auf Veränderungen reagieren zu können. Was entsteht, ist eine einzigartige Infrastruktur für Forschung und Praxis.

Ökologische Grenzen der Baumarten bestimmen
In Unterägeri hat man so genannte «Artensets» der Baumarten Weisstanne, Bergahorn, Buche, Lärche, Fichte, Douglasie, Traubeneiche und Winterlinde gepflanzt. Dies sind alles Baumarten, die ein grosses Potential für die Holzproduktion sowie eine grosse Toleranz gegenüber unterschiedlichen Umweltbedingungen aufweisen. Es sind vor allem heimische Baumarten, die bereits heute natürlicherweise bei uns vorkommen. Man will herausfinden, wie sich die Bäume mit den Samenherkünften, die aufgrund ihrer Genetik toleranter gegenüber Trockenheit sind, hier entwickeln werden. Für jede Baumart wurden in Unterägeri vier verschiedene Samenherkünfte verwendet. Insgesamt wurden 864 junge Bäume gepflanzt.

Im gross angelegten Forschungsprojekt arbeiten Forstbetriebe, Waldeigentümer, Forscherinnen, Forscher, Baumschulen und Verwaltung eng zusammen. Die WSL hat das Forschungsprojekt geplant und ist für die Umsetzung verantwortlich. Die Waldeigentümer stellen die benötigten Flächen zur Verfügung und die Baumschulen liefern die Pflanzen. Die Forstbetriebe richten die Versuchsflächen ein und kümmern sich anschliessend um die Pflege der Bäume. Finanziert wird das Projekt durch Bund und Kantone. Der Staatsforstbetrieb wird dafür sorgen, dass die gepflanzten Versuchsbäume nicht von Brombeeren überwuchert werden. Die anschliessende Jungwaldpflege erfolgt nach klaren Vorgaben der WSL.

Fotos Adrian Zehnder und Martin Ziegler

Projekt "Wald klimafit machen"
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